TAG - VERTRAUEN
Eine sehr kostbare Begebenheit aus dem Leben des heiligen Benedikt erzählt uns Papst Gregor der Große in dessen Lebensbeschreibung.
Jedes Jahr trifft sich Benedikt mit seiner Schwester Scholastika zum geistlichen Austausch. Bei ihrer letzten Begegnung verbringen sie den Tag im Lob Gottes und innigem Gespräch. Gegen Abend will der Bruder wieder in sein Kloster zurückkehren. Scholastika aber fleht: „Ich bitte dich, lass mich diese Nacht nicht allein, damit wir noch bis zum Morgen von den Freuden des himmlischen Lebens sprechen können.“ (2. Buch der Dialoge 33,2). Der Mönch erwidert sofort, es sei für ihn unmöglich, außerhalb seines Klosters zu bleiben. Scholastika betet daraufhin inständig und ganz plötzlich bricht ein so heftiges Unwetter los, dass Benedikt nicht heimkehren kann. „Du hast mich nicht erhört; da habe ich meinen Herrn gebeten, und er hat mich erhört“ (2. Buch der Dialoge 33,4), sagt ihm Scholastika - was für eine schwesterliche Liebe, was für ein tiefes Vertrauen auf Gott.
Der heilige Papst Johannes Paul II sagte gern, je näher wir Gott sind, desto menschlicher werden wir. Nur durch Gott können wir verstehen, was wahrhaft menschlich ist. Das Beispiel der heiligen Scholastika erinnert uns daran, dass die Heiligen nicht distanziert oder unempfänglich sind. Wir dürfen und sollen Gott unsere Beziehungen und Anliegen, unsere Freuden und Schmerzen und unser ganzes Dasein anvertrauen.