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Berufen nach St. Walburg

In reicher Vielfalt ist die benediktinische Ordensfamilie weltweit präsent. Mit dem an den Profess- und Familiennamen angefügten Kürzel OSB (Ordinis Sancti Benedicti) bekennen sich alle Benediktiner(innen) zu diesem ihrem Orden. Darüber hinaus bekunden sie die bei der Profess eingegangene Verpflichtung der Gottsuche nach den Weisungen Benedikts.
Mit dem Eintritt in ein bestimmtes Kloster wird diese allgemeine benediktinische Berufung noch ergänzt bzw. konkretisiert.
Die St. Walburger Professformel drückt dies sehr schön und klar aus:


„Ich, Schwester ... aus ... lege ... die Gelübde ab und verspreche Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam nach der Regel unseres heiligen Vaters Benedikt und den Konstitutionen dieses Klosters, das zu Ehren der hl. Walburga erbaut ist. Vor Gott und seinen Heiligen, vor der hochwürdigen Frau Äbtissin diese Klosters ...


Das heißt: Die St. Walburger Benediktinerin übergibt sich in der Feierlichen Profess ganz Gott und bindet sich für immer an die Gemeinschaft von St. Walburg bzw. wird in diese Gemeinschaft aufgenommen.
Mit dieser Aufnahme als Benediktinerin von St. Walburg erfährt sie den Segen, übernimmt aber auch die Verpflichtung für diese Gemeinschaft „in guten wie in bösen Tagen“ (Professritus) .

Derzeit zählt unser Konvent 27 Nonnen
unter der Leitung von Äbtissin M. Hildegard
Dubnick OSB, die am 23. Februar 2019 ihre Benediktion durch den Eichstätter Bischof Gregor M. Hanke OSB erhielt.

Mit der Ablegung der Gelübde übernimmt die Benediktinerin die Hausbräuche des Professklosters, in erster Linie die Tages-
ordnung (s. nebenstehende Kolumne). ⇒

Jede geistliche Gemeinschaft ist berufen zum Zeugnis und zur Sendung für Jesus Christus. Dieser Auftrag nimmt Gestalt an durch Ort, Geschichte, Tradition und Umfeld des Klosters. Für die Abtei St. Walburg gelten konkret folgende wichtige Prägungen:

Laut Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1035 erfolgte die Gründung ausdrücklich am Grab der hl. Walburga und zu deren Ehre. Diese Verehrung wurde durch Jahrhunderte hindurch gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben. Auch die heutige Benediktinerin von St. Walburg nimmt in ihrer je eigenen Weise einzeln und innerhalb der Gemeinschaft an dieser Verehrung teil.
Durch die Jahrhunderte war und ist es bis heute ein hoher Auftrag für die Nonnen, den Menschen die Walburga-Verehrung nahe zu bringen. Dies geschieht während des Jahres in Form von Führungen durch Kirche und Walburgagruft, durch das Austeilen des Walburgisöls und durch Gespräche mit den Pilgern. Höhepunkt dieser Verehrung ist alljährlich das Walburgafest am 25. Februar.

Geprägt ist das Kloster durch die Gründungen, die im Sinne der hl. Walburga, offen für den Anruf Gottes, im 19. und 20. Jh. vor allem in den USA unternommen wurden. Die Verbindung zu diesen Tochtergründungen wirkt in vielfacher Weise befruchtend.

Geprägt wird St. Walburg auch heute noch durch den Erlass von König Ludwig I. zur Wiedererrichtung der Abtei im Jahr 1835, verbunden mit der Auflage, in einer eigens zu diesem Zweck im ehemaligen Getreidekasten des Klosters errichteten Schule, ihren Beitrag zur Erziehung  von Eichstätter Kindern zu leisten.

Die Abtei St. Walburg liegt im Herzen der Diözese Eichstätt. Die Türme des Willibaldsdomes und der Klosterkirche St. Walburg prägen das Stadtbild von Eichstätt. Dieses äußere Zeichen weist hin auf die Verbundenheit von Kloster und Ortskirche und deren Oberhirten. Prägend für unser Kloster ist der Gebetsdienst in der Diözese, vor allem der „demütig hohe Dienst vor der göttlichen Majestät“ (aus der Konstitution Perfectae Caritatis 9, Vat II) im treu erfüllten Chorgebet. Die St. Walburger Benediktinerinnen waren seit jeher bereit, im Sinne des Bischofs und im Rahmen der Möglichkeiten von Klausur und Tagesordnung auch apostolische Aufgaben zu übernehmen: Betreuung von Kommunionkindern und Firmlingen, vor allem aber von Pilgern und Wallfahrern, Kirchenführungen, geistliche Begleitung, Erteilung von Religionsunterricht im kirchlichen Dienst. Ein besonderes Zeichen der Verbundheit mit der Ortskirche ist die jährliche Fronleichnamsprozession, die traditionsgemäß zum zweiten Altar auf dem Klosterhof führt.

Die Abtei St. Walburg ist ein Stadtkloster, das am Nordhang von Eichstätt innerhalb des alten Stadtmauerberings erbaut wurde. Die Klosteransichten zeigen im Hintergrund die Mauer mit den vier im Klausurbereich befindlichen klostereigenen Stadtmauertürmen. Gleicherweise symbolhaft für die Zugehörigkeit der Abtei zur Stadt ist auch die lebensgroße, vergoldete Walburgafigur, die unseren Kirchturm bekrönt. Nach Süden zur Stadt hinunter gewandt zeigt sie ihren Äbtissinnenstab und vor allem das Walburgisölfläschchen. In diesem Sinne fühlt sich jede St. Walburger Benediktinerin mit den Bewohnern der Stadt verbunden, was in vielfältiger Weise zum Ausdruck kommt. Die Anerkennung von Seiten der Stadt für die Abtei kam unter anderem auch in der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Äbtissin M. Franziska Kloos OSB im Jahr 2013 zum Ausdruck.

Anlage und Ausgestaltung des Klosters

Wer in St. Walburg eintritt, sagt damit auch „Ja“ zu einer barocken Klosteranlage, deren Bausubstanz und Ausstattung weitgehend aus den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg stammen.
Einige besondere Räume und Flure seien hier kurz vorgestellt:

Der Nonnenchor
Seit der letzten Renovierung im Jahr 1988 ist die Chorkapelle geschmückt mit einem gotischen Astkreuz mit lächelndem Christus und mit einem gotischen Tafelbildzyklus
(18 Bilder), die die Geburt, das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi zeigen. In dieser Kunst wird ausgedrückt, was wir täglich in der hl. Messe bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Das Refektorium
Benediktinische Gemeinschaft verwirklicht sich zuerst in der Feier des Gottesdienstes, dann aber auch in der Tischgemeinschaft, die gewissermaßen eine Fortsetzung des eucharistischen Mahles ist. Bezeichnend dafür ist, dass nach dem üblichen klösterlichen Bauplan das Refektorium der Chorkapelle exakt gegenüber liegt. Der barocke Bilderzyklus, der die Vita des hl. Benedikt nach Gregor d. Gr. darstellt, prägt den St. Walburger Speisesaal seit seiner Anlage in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Der Kapitelsaal
Hier finden alle wichtigen Beratungen und Abstimmungen der Konventualinnen statt, gleichsam in Anwesenheit unseres Stifters Leodegar und des Reformators des Klosters Bischof Johann von Eych, deren Epitaphien sich dort befinden.

Das Archiv
Der Archivraum wurde 1986 von Grund auf erneuert. Dort befinden sich Dokumente des Klosters aus Vergangenheit und Gegenwart - es ist sozusagen „das Gedächtnis des Klosters“ und wirkt identitätsstiftend.

Die Custodie
Hier werden die Kunstschätze der Abtei, die sich im Laufe der Jahrhunderte gesammelt wurden, sorgfältig aufbewahrt.

Die Bibliothek
Die Bibliothek ist nach der Regel des Hl. Benedikt ein wesentlicher Bestandteil eines Klosters. Gebet, Arbeit, Erholung und geistliche Lesung strukturieren den Tag der klösterlichen Gemeinschaft. In dem langen Kapitel 48 beleuchtet Benedikt auch das Verhältnis von Arbeit (labor) und geistlicher Lesung (lectio divina), wobei er den hohen Stellenwert des Lesens zur Förderung des geistlichen Lebens betont.

Erst ab der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts lassen sich Spuren der Überlieferung über eine Klosterbibliothek in der Abtei St. Walburg nachweisen. In der Säkularisation (1806-1835) konnten die Nonnen ihre Bücher im Schutze der Klausur bewahren, so dass sich ein historischer Bestand von 5206 Titeln in 5238 Bänden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert erhalten hat. Der Wert dieser Bibliothek liegt in der seltenen Geschlossenheit, an der sich repräsentativ die Lesegewohnheiten dieses bayerischen Benediktinerinnenklosters - mit Schwerpunkt auf dem 18. Jahrhundert - ablesen lassen. Bemerkenswert ist ferner die individuelle Gestaltung zahlreicher Bände, in denen mehrere Titel zusammengebunden sind. Die aszetisch-erbauliche Literatur bildet die umfangreichste Gruppe des Bestands: Dazu zählen u.a. Gebet- und Bruderschaftsbücher, Werke benediktinischer Spiritualität, Erbauungsbücher für Ordensfrauen, Schriften der Mystikerinnen von Helfta, Heiligenleben, Bücher zur Verehrung der Hl. Walburga und andere sog. Wallfahrtsbücher. Es findet sich ferner theologische Literatur in deutscher und lateinischer Sprache, darunter eine größere Anzahl von Predigtsammlungen, vor allem von Autoren aus dem Eichstätter Raum. Alte Kataloge für den Buchbestand vor 1900 sind nicht erhalten.
Besonders in den letzten hundert Jahren ist der klösterliche Bibliotheksbestand stetig gewachsen. Er umfasst heute insgesamt ca. 35 000 Bände. Die Bücher stehen den Schwestern in mehreren Räumen zur Verfügung. Der Bestand ist komplett katalogisiert.

Die Gänge
Die Gänge im Dormitorium und im Abteitrakt sind geschmückt mit verschiedenen Bilderfolgen zu den Themen: Leben Mariens, die Vita Benedikts, Nonnen des Benediktinerordens, die Passion und Glorie Jesu Christi. Die jahrhundertealten Darstellungen schaffen eine sakrale Atmosphäre, die unaufdringlich
zur Meditation einlädt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tagesordnung in der Abtei St. Walburg

 

5.25 Uhr: Laudes

6.00 Uhr: Heilige Messe

7.15 Uhr: Betrachtung, anschließend Terz

8.00 Uhr: Arbeitszeit

12.00 Uhr: Mittagshore

12.30 Uhr: Mittagstisch, persönliche Erholungszeit

14.00 Uhr: Arbeitszeit

17.00 Uhr: Vesper, anschließend geistliche Lesung

18.00 Uhr: Abendtisch, gemeinsame Erholungszeit

19.15 Uhr: Vigil und Komplet

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spätgotische Tafelbilder

Das Buch:

Maria Magdalena Zunker OSB
Der St. Walburger Tafelbildzyklus: Eine spätmittelalterliche Bilderschrift.
(Arbeiten zur Eichstätter Geschichte und Landeskunde Bd.2)
Eichstätt 1998. 264 S.

ist im Klosterladen der Abtei
St. Walburg erhältlich bzw. bestellbar zum Preis von EUR 15,--, zuzüglich der Versandkosten