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03.11.2021

"Das Lied von der Glocke" (1. Strophe)

Westansicht der Abtei mit Dachreiter und Glocke

die "alte" Glocke an ihrem Arbeitsplatz

Glockenzier auf der alten Glocke von 1788

Ein Mitarbeiter der Firma Perner im Dachgeschoss mit der abmontierten Glocke

Mutter Hildegard mit den beiden "Glocken-Abhängern" beim Abtransport

Seit unsere sog. "kleine Vesperglocke" nach 230 Jahren Ende 2018 in den Ruhestand geschickt wurde, kamen an der Pforte immer wieder Fragen wie "Warum läutet denn Euer kleines Glöckchen nicht mehr?". Die Glocke im Dachreiter auf dem First des Südwesttraktes unseres Klosters klang schon seit 2017 etwas unmelodisch. Im Rahmen der Generalsanierung 2002/2003 waren sämtliche "internen Klosteruhren", so z. B. die große im Benediktusgang hängende Holzuhr und ihre Schwester im darunterliegenden Wunibaldgang, die jahrzehntelang untätig herumhingen, auf automatische Funksteuerung umgestellt worden und zeigen uns seither verlässlich und z. T. mahnend die aktuelle Uhrzeit an. So war damals auch die Vesperglocke, die bis zu ihrem Dornröschenschlaf auf eine emsige Schwester angewiesen war, die sich im Dachgeschoss an das Glockenseil hängte um zu läuten, wieder ins Leben - sprich zum Bimmeln - gerufen worden. Bei dieser Modernisierung vor fast 20 Jahren war dem Mitarbeiter der Firma Perner (Passau) bereits aufgefallen, daß die im Jahr 1788 gegossene Glocke - damals schon das "Nachfolgermodel" der Ursprungsglocke von 1688, die "nur" 100 Jahre gehalten hatte - einen Sprung aufwies. Man ließ sie dennoch ihre Arbeit verrichten, obgleich das a'' mit dem sie sich gegen die "großen" Stadtglocken zu behaupten suchte, zunehmend schepperte.
Ende des Jahres 2018 meldete sich dann ein besorgter Nachbar in der Abtei, dem die "Schepperin" langsam unheimlich wurde und der berechtigte Angst hegte, die Glocke könne bald in Scherben zerschmettert auf der nahen Westenstraße landen. So entschied man sich schweren Herzens, die Vesperglocke abzustellen, bis besagter Nachbar im Lauf des Jahres 2021 wiederum aktiv wurde mit dem Hinweis, er wüßte ein schönes Geschenk, das man Äbtissin em. Franziska Kloos zu ihrem nahenden 80. Geburtstag machen könne: eine neue Vesperglocke für St. Walburg! Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und war der erste Geldspender für das Vorhaben. Auch die Stadt Eichstätt erhielt von ihm die gerne aufgenommene Geschenkidee präsentiert.
Der Konventbeschluss - "Wir lassen eine neue Vesperglocke giessen" - war sehr schnell gefasst und die Firma Perner erklärte sich bereit, noch im Jahr 2021 den Glockenguss nach dem Vorbild der alten Glocke vorzunehmen. Die Kosten für Glockenguß, Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten wurden mit ca.
10 000 Euro veranschlagt. Anlässlich des Geburtstags von Mutter Franziska waren bereits Spenden eingegangen, die die halben Glockenkosten decken. Die Spender der größeren und kleineren Beträge erhielten alle ein freundliches Dankschreiben mit dem Hinweis, "ihre Spende klingt bald als neuer Glockenton über den Dächern von Eichstätt". Laut der Glockengiesserei Perner wird der Guß Ende November stattfinden, sodaß die neue Glocke noch vor Weihnachten ihren Dienst aufnehmen kann.
Zuvor mußte jedoch die alte Glocke abmontiert und als Musterexemplar mit nach Passau genommen werden. Dort wird die Inschrift abgenommen und - etwas verändert was die Jahreszahl des Gusses und die amtierende Äbtissin betrifft - auf die neue Glocke übertragen. Dafür war ein Mitarbeiter der Firma Perner ins Kloster gekommen, der zusammen mit Hausmeister Karl Adlkofer, die etwas umständliche Aufgabe übernahm, die Glocke aus luftigen Höhen herunter zu holen.
So warten wir - und auch einige Eichstätter Bürger(innen) - gespannt auf die neue Glocke und freuen uns schon, wenn wieder um 16.50 Uhr der tägliche Vesper-Gottesdienst eingeläutet wird. Übrigens war dieses Geläut auch für viele Eichstätter ein Zeichen dafür, daß man langsam das Arbeitsgerät aus den Händen legen darf und der Feierabend nahe ist.