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26.02.2024

„Heilige Lesungen gerne hören“: Regula Benedicti

Die Überschrift gibt eines der „Werkzeuge der geistlichen Kunst“ der benediktinischen Regel wieder. Ein moderner Mensch, der lesen gelernt hat, liest eher für sich als dass er Vorlesern zuhört. Doch im Gottesdienst wird uns vorgelesen – und die Tageslesung, obwohl „heilig“, wird nicht immer unserer momentanen Gemütslage entsprechen.

Der Hl. Benedikt legt viel Wert auf Lesen. Das bekannte Motto der Benediktinerorden, „Ora et Labora“, müsste eigentlich ergänzt werden: „Ora et Labora et Lege“. Wobei die Regel den Mönchen viel mehr Zeit für das Lesen einräumt als in den meisten Klöstern heutzutage der Fall ist. Besonders in der Fastenzeit soll mehr Zeit für die Lectio divina frei sein:

In den Tagen der Fastenzeit aber sollen sie vom Morgen bis zum Ende der dritten Stunde für ihre Lesung frei sein. Dann verrichten sie bis zum Ende der zehnten Stunde, was ihnen aufgetragen wird. In diesen Tagen der Fastenzeit erhält jeder ein Buch aus der Bibliothek, das er von Anfang bis Ende ganz lesen soll. (RB 48.14-15)

Zu Benedikts Zeit wurde vermutlich in der Heiligen Schrift gelesen; das lateinische bibliotheca  könnte im übertragenen Sinn auf die Bibel deuten, die ja aus einer Vielzahl an verschiedenen Werken besteht. Jedenfalls soll das Buch „von Anfang bis Ende ganz“ gelesen werden. Man darf die schwierigen oder unangenehmen Stellen nicht überspringen – wie ja auch in der Hl. Messe, wo auch weniger ansprechende Texte vorkommen.

Benedikt kennt die Schriften der Wüstenväter und auch andere Bücher, die im Kloster gelesen werden sollten. In den folgenden Jahrhunderten sind zahlreiche lesenswerte geistliche Bücher geschrieben worden. Einige bekommen wir bei Tisch zu hören: „Beim Tisch der Mönche darf die Lesung nicht fehlen“, schreibt Benedikt (RB 38). Wenn Sie sich informieren möchten, was in St. Walburg bei Tisch gelesen wird, klicken Sie auf diesen Link.

M. Hildegard Dubnick OSB