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06.01.2019

Würdigung unserer Äbtissin em. M. Franziska Salesia Kloos OSB

als Postulantin auf kurzem Heimatbesuch im Kreis der Familie

kurz nach der Weihezeremonie im Pfortenhof

Nach der Weihe am 1. Mai 1985 gratulieren Bischof Karl Braun und Altbischof Alois Brems

Konferenz im Kapitelsaal in der Anfangszeit

Die Äbtissinnen der neu gegründeten Föderation der bayerischen Benediktinerinnenabteien

mit ihrer Vorgängerin im Amt Mutter Augustina Weihermüller und Bischof Karl Braun

Verleihung der Bürgermedaille im Dezember 1996

Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Eichstätt

Verleihung des bayerischen Verdienstordens durch Ministerpräsident Horst Seehofer

viele Male trat unsere Mutter Franziska die beschwerliche Reise in die USA an

mit dem Erzabt von St. Vincent (Pennsylvania)

die erfahrene Bauherrin im "St. Walburger Industriegebiet" auf dem ehemaligen Ökonomiegelände

ungezählte Male, aber immer sehr gerne führte sie die Menschen zum Grab der Hl. Walburga, hier Bischof Gregor M. Hanke mit geistlichen Gästen

Mutter Franziska mit Bischof Gregor M. Hanke OSB

Kinder liegen Mutter Franziska nach wie vor am Herzen

unterwegs durch die Gänge ihres Klosters

Äbtissin Franziska (Aloisia) Kloos stammt aus Leutkirch im Allgäu, wo sie am 24. August 1941 geboren wurde. Sie wuchs auf einem bäuerlichen Anwesen in Altmannshofen auf. Nach der Schulzeit legte sie am Gymnasium in Wangen/Allgäu im April 1962 das Abitur ab.
Bei Aloisia - vom Elternhaus her mit einer tiefen, kernigen Frömmigkeit beschenkt - erwachte schon früh das Interesse am Ordensleben. Ihre älteste Schwester Irene (Kreszentia) war bereits 1953 im Kloster St. Ursula in Freiburg/Breisgau eingetreten und ihr ältester Bruder Alois (P. Ulrich) wurde 1961 in Passau als Salvatorianer zum Priester geweiht.
Eigentlich war nur eine Stippvisite des Eichstätter Klosters am Grab der hl. Walburga geplant - die Weltstadt München lockte bereits mit einem Lehramtsstudienplatz - doch es kam anders. Aloisia, die beinahe den Anschluß an den Bummelzug von Eichstätt Bahnhof nach Eichstätt Stadt verpasst hätte, wurde nach einer kurzen Vorstellung an der Klosterpforte von Äbtissin Augustina Weihermüller kurzerhand als Postulantin aufgenommen. Liebe auf den ersten Blick, wie Mutter Franziska in der Rückschau selbst sagt. "Es war einfach die Zeit für meine Berufung".
Die vor Errichtung der katholischen Universität Eichstätt bereits bestandene Pädagogische Hochschule ermöglichte ihr trotzdem das angestrebte Lehramtsstudium. Für den damaligen ca. 120 Nonnen starken Konvent war jede Lehrerin an der klösterlichen Grundschule wichtig, bis 1970 unterrichteten dort ausschließlich St. Walburger Ordensfrauen. Das kam der Vollblutpädagogin Sr. Franziska sehr gelegen. Mit Leib und Seele unterrichtete sie fast 20 Jahre Eichstätter Kinder (darunter auch den Webmaster Sr. Caritas) in fast allen Grundsschulfächern, mit Vorliebe in Heimat- und Sachkunde oder Kunsterziehung. Auch als Hauptschullehrerin ist sie vielen Einheimischen noch heute bekannt, damals wurden in der St. Walburger Schule ausschließlich Mädchen bis zum 9. Schuljahr unterrichtet.
So war es für Sr. Franziska dann auch ein gewaltiger Schock, daß sie am 16. Februar 1985 vom Konvent zur Nachfolgerin von Äbtissin Mutter Augustina Weihermüller gewählt wurde und ihren geliebten Schuldienst nicht mehr verrichten durfte. Als Lehrerin in der benediktinischen Schule für den Dienst am Herrn sollte sie ab sofort die geistliche Mutter eines noch immer beachtlich großen Konvents werden - für sie zu Beginn eine erschreckende Vorstellung, da sie den äbtlichen Dienst immer realistisch gesehen hat - nicht als Würde sondern als Bürde.
Trotz allem ging die Neugewählte mit Tatkraft ans Werk und erfüllte zunächst die 1984 von der Religiosenkongregation geforderte Aufgabe der Neuerstellung von Konstitutionen für das Kloster St. Walburg. Daraus resultierte die Entstehung der Föderation der bayerischen Benediktinerinnenabteien, die am 7. Juli 1986 vom Heiligen Stuhl approbiert wurde und der sich drei Jahre später auch die amerikanische Tochergründung von St. Walburg, Abbey of St. Walburga in Virginia Dale, und die Salzburger Abtei Nonnberg anschlossen.
Eine der ersten Baumaßnahmen, die allesamt von Mutter Franziska mit bewundernswerter Fachkompetenz und großer Ausdauer durchgeführt wurden, war die Umgestaltung des Pfortenbereichs. Zu Beginn ihrer Amtszeit zeichenhaft auch für die Außenwelt - St. Walburg lebt und öffnet sich, wobei sie den Grad der Öffnung immer mit dem klugen Maß benediktinischer Unterscheidungsgabe dosieren konnte. Mutter Franziska hat bis zum letzten Amtstag immer um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Aktion und Kontemplation gerungen und sich auch nicht jedem kurzlebigen Modetrend unterworfen.
1988/89 folgte die Neugestaltung des Nonnenchors, dem Herzstück jedes Klosters, mit dem Einbau einer neuen Orgel der Firma Mathis, 1991 entstand der Kindergarten auf dem Gelände der ehemalien Ökonomie. Dort sollte sich Jahre später das vom Konvent scherzhaft "St. Walburger Industriegebiet" genannte Ensemble entwickeln. Mit Weitblick, die Zeichen der Zeit erkennend und um dem Ruf nach Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen - denn Klöster sollten auch im Bereich des Umweltschutzes vorbildhaft wirken - wurde dort das klostereigene Hackschnitzelkraftwerk - das erste in Eichstätt - in Betrieb genommen. Komplett machte das Ganze im Jahr 2018 der Neubau der sog. "Geisterei" zur Herstellung des Klosterlikörs und der Spirituose "Edelbach". Dieser Neubau wurde notwendig, da sich eine Generalsanierung des "Alten Gästehauses", wo die Spirituosen bisher hergestellt wurden, als dringend erforderlich zeigte. Die Planung und Finanzierung bzw. der Bewilligungsbescheid zogen sich durch stets neue Unwägbarkeiten und Verzögerungen in die Länge, so daß Mutter Franziskas sehnlichster Wunsch, noch während ihrer Regierungszeit dieses gewaltige Bauvorhaben abschließen zu können, nicht in Erfüllung ging.
Der Konvent und ihre Nachfolgerin im äbtlichen Dienst bauen vor allem auch in dieser Hinsicht fest auf die weitere Unterstützung und den in vielen Jahren erworbenen reichen Erfahrungsschatz der emeritierten Äbtissin. Dass durch den Umbau und die Renovierung des Klosterrichterhauses und des sog. Marienhauses, in dem bis 1971 die Haushaltungsschule untergebracht war, ein stilvolles Gästehaus entstanden ist, das zentrumsnahe Übernachtungsmöglichkeiten in klösterlichem Umfeld für ca. 40 Personen bietet, trägt dem benediktinischen Auftrag der Gastfreundschaft und im weitesten Sinne auch der Glaubensverkündigung Rechnung.
Ein Meilenstein während der Regierungszeit von Mutter Franziska war der Rückkauf der Klostergebäude in den Jahren 1992/93, die seit der Säkularisation im Besitz des bayrischen Staates waren. Die nach der Jahrtausendwende folgende Generalsanierung des Hauses inkl. Fassadenneugestaltung nach alten Vorbildern konnte dann, obwohl sie eine enorme Belastung war, mit einer ganz anderen Motivation durchgeführt werden.
Über das Aufzählen der "Temporalia", der zeitlichen Güter, über die sich der Abt - laut Benediktsregel - keine allzu großen Sorgen machen soll, darf auch die geistliche Mutterschaft unserer Altäbtssin nicht unerwähnt bleiben. Es gehört natürlich zu einem lebendigen Kloster, daß sich das Leben darin auch zeigt in Form von Kreativität und Schaffenskraft. Gern hat Mutter Franziska die erste Äbtissin nach der Säkularisation - Mutter Karolina Kroiß - zitiert: "In einem gesunden Kloster darf der Bauschutt nicht fehlen". "Stillstand ist der Tod", war auch eines ihrer viel gebrauchten Worte, was nicht heißen soll, die Nonnen sollten in weltlichem Aktionismus aufgehen, sicherlich auch eine Versuchung in unseren Tagen, sondern: wer aus der Hoffnung lebt, die uns der christliche Glaube schenkt, darf nie resignieren und die Hoffnung auf eine Zukunft aufgeben. Mutter Franziska hat nie aufgehört, an eine Zukunft für St. Walburg zu glauben, sonst hätte sie sich nicht so dafür eingesetzt, das Kloster für die kommenden Generationen in Stand zu setzen und zu erhalten und den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Auch wenn der Nachwuchs in den Ordenshäusern nicht mehr strömt, hat sie sich doch immer in der Berufungspastoral engagiert und konnte während ihrer Amtszeit 14 Frauen zur Ewigen Profess führen. Auch die Sorge für die Tochtergründungen in den USA war eine Aufgabe, die Mutter Franziska sehr ernst genommen hat. Das freundschaftliche Klima, um das sie stets bemüht war, hat sich nun auch in der Verfügbarkeit ihrer neu gewählten Nachfolgerin gezeigt, die eine Konventualin der amerikanischen Benediktinerinnenabtei St. Walburga in Virginia Dale (Colorado) ist. Ein Kreis, der sich in gewisser Weise schließt, denn die erste Äbtissin dieses von Eichstätt aus gegründeten Klosters war die St. Walburger Nonne Maria Thomas Beil, die 1979 dorthin ausgesandt wurde. Bestimmt an die zwei Dutzend Mal nahm Mutter Franziska seit ihrem Amtsantritt die beschwerliche Reise in die USA auf sich, vor allem auch um das jetzt unabhängige Konventualpriorat St. Emma in der Nähe der Erzabtei St. Vincent zu begleiten.
Diese kleine Rückschau auf das segensreiche Wirken unserer hingebungsvollen Altäbtissin, die sich ohne Schonung voll und ganz in den Dienst nehmen ließ, kann nur bruchstückhaft eine lange und stabile Amtszeit beleuchten.
Zum Schluss soll auch die positive Rolle Erwähnung finden, die Mutter Franziska als prominente Bürgerin der Stadt Eichstätt und als Glied der Ortskirche spielt. Ihr offenes Ohr für die vielen rat- und hilfesuchenden Menschen, der Weitblick und die Hilfsbereitschaft, mit denen sie Stadt und Kommune immer wieder in verschiedenen Angelegenheiten unterstützt hat, haben dazu geführt, daß ihr 1996 die Bürgermedaille und 2014 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Eichstätt verliehen wurde. Im Jahr 2011 überreichte der Ministerpräsident des Freistaats unserer Äbtissin außerdem den bayerische Verdienstorden.
Doch mehr als all diese weltlichen Auszeichnungen, so schön und erfreulich sie sind, wiegen die letzten Verse aus dem 64. Kapitel (Einsetzung und Dienst des Abtes) der hl. Regel unseres hl. Ordensvaters Benedikt: „Hat er seinen Dienst gut verrichtet, dann darf er vom Herrn hören, was für den guten Knecht gilt, der seinen Mitknechten den Weizen zur rechten Zeit gegeben hat: Amen, ich sage euch, er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens bestellen.“

Dem Konvent von St. Walburg bleibt am Ende noch ein herzliches "Vergelt's Gott für alles" zu sagen!