„Ein Tag voller Freude und Dankbarkeit“: Äbtissinnenweihe im Kloster St. Walburg
Abt Barnabas Bögle weihte M. Elisabeth Hartwig zur neuen Äbtissin der Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt. Foto: Andreas Schneidt/pde
Bei der Weihe erhielt die neue Äbtissin Benediktusregel und Insignien für ihr Amt – einen Ring und den Hirtinnenstab. Foto: Andreas Schneidt/pde
Eichstätt – Der strahlend blaue Himmel bot den perfekten Rahmen für einen Festtag in der Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt: Der Ettaler Benediktinerabt Barnabas Bögle erteilte Mutter Elisabeth Hartwig am Samstag, 30. November, in der Abteikirche St. Walburg die Äbtissinnenweihe. In dieses Amt war die 58-Jährige, die der Klostergemeinschaft seit 34 Jahren angehört, vor vier Wochen von ihren Mitschwestern gewählt worden. Abt Barnabas leitete die Feier im Auftrag von Bischof Gregor Maria Hanke, der aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, jedoch ein Grußwort schickte. Die neue Äbtissin zeigte sich nach dem Gottesdienst dankbar, „dass so viele Menschen zu uns gekommen sind, um dieses Fest mit uns zu feiern. Da kommt die langjährige enge Verbindung zwischen unserem Kloster und den Menschen aus Eichstätt und anderen Orten, die heute hier sind, tief zum Ausdruck.“
Die Abteikirche, in der noch zusätzlich Stühle aufgestellt waren, war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Domorganist Martin Bernreuther, der die Feier mit der Schola der Alumnen der Priesterseminars umrahmte, zum Einzug „Nun jauchzt dem Herren, alle Welt“ anstimmte. Der Spiritual des Klosters, Tobias Göttle, hieß neben Abt Barnabas weitere Äbte der Bayerischen Benediktinerkongegation willkommen, darunter Abtpräses Markus Eller, sowie die Vertreter der Abteien Münsterschwarzach und Meschede. Er begrüßte die Äbtissinnen der Föderation der bayerischen Benediktinerinnen, die Äbtissin vom Salzburger Kloster Nonnberg, von Frauenchiemsee und Kirchschletten sowie die Äbtissinnen von Venio München und Seligenthal, ferner Mother Nikola Proksch aus dem Benediktinerinnen-Priorat St. Mildred in England. Der Willkommensgruß galt aber auch den Angehörigen anderer Orden, die zahlreich zum Festgottesdienst gekommen waren, den Priestern und Diakonen, den evangelischen Geistlichen und den Vertreterinnen und Vertretern von Politik und öffentlichem Leben. Ein besonders herzlicher Gruß, so Göttle, „gilt den Verwandten unserer neuen Äbtissin“. Deren Mutter und Bruder mit Familie waren aus Torgau an der Elbe (Sachsen) angereist.
Einheit in Christus
Der Eichstätter Generalvikar Michael Alberter, im Festgottesdienst einer der Zelebranten, verlas eingangs die Botschaft von Bischof Hanke, der es begrüßte, dass sich die neugewählte Äbtissin und die Gemeinschaft zur Fortführung der altehrwürdigen Anrede „Mutter“ entschlossen haben. Dies sei kein protokollarischer Titel, sondern ein geistliches Programm. Früchte dieses Dienstes „sollen die Einheit in Christus sein, das Wachstum der Liebe, die Bereitschaft, sich gegenseitig zu tragen und zu ertragen, also Geschwisterlichkeit im Geiste des Evangeliums“, bezog sich Hanke auf den Wahlspruch der neuen Äbtissin: „Die Liebe Christi hat uns in Einheit verbunden“.
Die beiden von der Äbtissin dafür bestimmten Assistentinnen, Priorin Schwester Maria Magdalena Zunker und Subpriorin Schwester Therese Ferstl, geleiteten die neue Äbtissin dann vor Abt Barnabas. Die Priorin erbat die Weihe ihrer Mitschwester Maria Elisabeth Hartwig und bezeugte die Rechtmäßigkeit der Wahl. Vor der Weihehandlung folgte die Ansprache von Abt Barnabas, in der er sich auf das vorangegangene Evangelium von der Berufung der ersten vier Jünger Jesu bezog. Dieser Bericht, so kurz und knapp er auch sei, erzähle von einem Ereignis, das nicht nur vor 2000 Jahren am See Genezareth eingetroffen sei, sondern sich bis heute ereigne, „wenn Jesus einen Menschen in seinen Dienst nimmt, ihn ruft, sein Mitarbeiter zu werden“. Jesus wolle uns Menschen als seine Mitarbeitenden „trotz all unserer Schwächen, trotz unserer eigenen Heilungsbedürftigkeit“. Dies habe sich als roter Faden durch das gesamte Alte Testament gezogen, meinte er mit Blick auf Abraham, Moses, David, die Propheten. „Alle sind schwache Menschen und gerade sie nimmt Gott in seinen Dienst.“ In dieser Linie habe Jesus weitergemacht. Er „sieht den Menschen an und ruft: Komm her, mir nach!“ Die ersten vier Jünger am See, „die haben das wohl verstanden“, folgerte Bögle und meinte: „Liebe Mutter Elisabeth, erkennen Sie anhand dieser vier Fischer Ihren eigenen Weg?“ Gott habe sie an dieser Stelle offensichtlich haben wollen. „Ihn müssen Sie ihren Schwestern verkünden. Mehr durch Ihr Tun als durch Ihr Wort. Von seinem Wort aber müssen Sie leben.“ Nicht das Internet oder die Bilanzbücher des Klosters seien die wichtigste Info-Quelle, sondern Gottes Wort. „Wenn Tage kommen, an denen Ihnen Ihr Dienst schwerfällt, nehmen Sie Zuflucht bei Jesus: Sagen Sie ihm aus freien Herzen: Du hast mich gerufen, ich habe ja gesagt. Jetzt musst Du mir auch helfen!“
Benediktusregel, Ring und Stab
Nach der Predigt trat die Äbtissin erneut vor Abt Barnabas und antwortete auf die Fragen, die ihre Verantwortung und Fürsorge als Äbtissin betrafen, siebenmal mit „ich bin bereit“. Es folgten die Allerheiligenlitanei, das Weihegebet und schließlich die Übergabe der Ordensregel und der Insignien: Ring und Stab. Daran schloss sich die Eucharistiefeier an. Nach dem „Te Deum“ empfing warmer Applaus die strahlende neue Äbtissin, die nach dem Auszug im Eingangsbereich des Klosters viele Glückwünsche entgegennehmen konnte. Mittendrin in der langen Schlange stand auch ihre Mutter Adelheid. „Aufgeregt und auch stolz“ sei sie, meinte die 81-Jährige, die seit Jahren zweimal im Jahr ins Altmühltal auf Besuch zu ihrer Tochter kommt. Mehrere Stunden Autofahrt hatte Carmen Ehlert hinter sich. Sie war morgens kurz nach sechs bereits in Ludwigsburg aufgebrochen, um an der Äbtissinnenweihe teilzunehmen. Sie habe Mutter Elisabeth vor etwa zehn Jahren bei einer Ausbildung für geistliche Begleitung und Exerzitienleitung kennengelernt, erzählte sie: „Seither sind wir in Kontakt und befreundet“.
„Hier fühle ich mich zu Hause“
Den Hirtinnenstab, den die neue Äbtissin künftig in Händen hält, trug früher Mutter Franziska Kloos, die nun von einem „Tag voller Dankbarkeit“ sprach. Genau 34 Jahren zuvor, ebenfalls an einem 30. November, am Andreas-Tag, sei sie in St. Walburg eingetreten“, erzählte die neue Äbtissin. „Dass ich heute, am 30. November 2024, meine Äbtissinnenweihe empfange, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit gegenüber Gott und allen Menschen, die zu meinem Leben gehören. Damals wie heute war und bin ich sicher: St. Walburg ist der richtige Ort für mich. Hier fühle ich mich zu Hause.“
Nach mehr als drei Jahrzehnten in St. Walburg kenne sie ihre Mitschwestern sehr gut, stellte Mutter Elisabeth fest. „Ich denke, es ist uns in den vergangenen sechs Monaten, seit dem ich die Leitung interimsmäßig übernommen habe, gut gelungen, unseren Weg als Gemeinschaft zu gehen. Als Äbtissin muss ich das Ganze im Blick haben, wie wir unser Klosteralltag gestalten, wie wir in Kontakt mit den Menschen sind und uns in der Öffentlichkeit zeigen.“ Ihren Mitschwestern danke sie „für das Vertrauen, das sie in mich setzen“. Sie sei zuversichtlich und werde „alles, was in meiner Kraft steht, dafür tun, dass St. Walburg Lebendigkeit ausstrahlt und wir als Benediktinerinnen ganz authentisch unser Leben führen.“ Die Eichstätter Benediktinerinnenabtei sei ein spirituelles Zentrum mit sehr langer Tradition. „Wir können den Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus Raum bieten für ihre Sehnsucht nach geistlicher Erfahrung, die auch heute spürbar groß ist.“
Worte des Dankes fand Hartwig für die frühere Äbtissin Mutter Franziska Kloos, die ihr einst die Tür für ihren Eintritt ins Kloster geöffnet habe und von der sie nun neben dem Hirtenstab auch das Brustkreuz übernahm. „Sie ist für mich im schönsten Sinne des Wortes eine geistliche Mutter. Sie begleitet mich seit meinem ersten Tag in St. Walburg und ist mir mit ihrem unglaublichen Erfahrungsschatz eine starke Helferin. Gerade jetzt in meiner Anfangsphase in der Leitung kann ich sie um jeden Rat fragen und es ist ein großes Geschenk, wie wohlwollend sie mitgeht.“
Vom Lebensweg der neuen Äbtissin kündet ihr Wappen: Brot und Rosen sind Attribute der heiligen Elisabeth von Thüringen. Die drei Wellen stehen für Stationen ihres Weges: aufgewachsen in Torgau an der Elbe, Studium der Physik in Jena an der Saale, Benediktinerin in Eichstätt an der Altmühl.
Eine gemeinsame Pressemeldung der Diözese Eichstätt und der Benediktinerinnenabtei St. Walburg
Impressionen der Weihe auf dem Instragram-Kanal des Bistums Eichstätt (in der Story)
Elisabeth Hartwig: „Wir können Gott nicht begreifen, aber erleben“
Grußwort von Bischof Hanke im Wortlaut
Liebe Mutter Elisabeth, liebe Schwesterngemeinschaft von St. Walburg, liebe Schwestern und Brüder!
Mit großer Freude habe ich die Nachricht von der Äbtissinnenwahl in St. Walburg vernommen.
Sr. Elisabeth Hartwig stellt sich fortan als Mutter Elisabeth in den Dienst der Gemeinschaft und erhält heute in der Äbtissinnenweihe den Segen der Kirche. Ich begrüße es, dass sich die neugewählte Äbtissin und die Gemeinschaft zur Fortführung der altehrwürdigen Anrede „Mutter“ – Mutter Elisabeth – entschlossen haben. Nach der Benediktusregel handelt es sich nicht um einen protokollarischen Titel, sondern um ein geistliches Programm. Der Abt bzw. die Äbtissin haben Sorge zu tragen, dass sich das geistliche Leben in der Gemeinschaft und in den einzelnen Gliedern entfaltet und die Gegenwart Christi über die Vielfalt der Gaben und Charaktere Mehrung erfährt.
Dieser Dienst am Leben der Gemeinschaft und des einzelnen Mitglieds umfasst mehr als Moderation oder Organisation des Gemeinschaftslebens. Früchte dieses Dienstes sollen die Einheit in Christus sein, das Wachstum der Liebe, die Bereitschaft sich gegenseitig zu tragen und zu ertragen, also Geschwisterlichkeit im Geiste des Evangeliums, auf dass Kirche im Kleinen, Familie des Herrn erfahrbar wird.
Die neue Äbtissin erhält heute, am Fest des Apostels Andreas, den feierlichen Segen der Kirche, weil dieser Dienst für das Leben der Kirche bedeutsam ist. Leider kann ich aus gesundheitlichen Gründen die Äbtissinnenweihe von Mutter Elisabeth nicht vornehmen, vereine mich jedoch in dieser Stunde im Gebet mit Ihnen allen.
Ich bin dankbar, dass Abt Barnabas Bögle aus Ettal in meinem Auftrag der Feier vorsteht. Er hat die Gemeinschaft von St. Walburg über eine lange Wegstrecke geistlich und menschlich begleitet.
Schließen wir alle in unser Gebet ein, die in der jüngsten Vergangenheit am Weg der Gemeinschaft von St. Walburg durch Gebet, Rat und Tat Anteil genommen haben. Sowohl dem Konvent der Abtei wie auch Ihnen allen, die zur Feier versammelt sind, wünsche ich einen gesegneten Festtag.
Ihr
+ Gregor M. Hanke OSB
Bischof von Eichstätt