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05.04.2022

Der beste Plan für die Fastenzeit

Zur Fastenzeit ist es üblich, Vorsätze zu fassen, wie es auch in der Regel des Hl. Benedikt angeregt wird:

Gehen wir also in diesen Tagen über die gewohnte Pflicht unseres Dienstes hinaus durch besonderes Gebet und durch Verzicht beim Essen und Trinken… Jeder entziehe seinem Leib etwas an Speise, Trank und Schlaf und verzichte auf Geschwätz und Albernheiten.
Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.
(RB 49.5,7)

Unsere Vorsätze zur Fastenzeit sind oft konventionell, beispielsweise: keine Süßigkeiten essen, weniger Zeitung lesen, täglich Kreuzweg beten. Gut und fromm gemeint, legen wir unser eigenes Bußprogramm fest.

Unser Gott ist aber der Gott des Unerwarteten. In diesen Pandemiejahren haben wir alle das mehrmals erlebt. Ihm fällt ein besseres Programm ein. Als ob der Herrgott sage: „Na ja, die sind ganz lieb, eure Vorsätze. Aber ich möchte euch doch lieber etwas anderes geben.“

Viele haben bei Gottesdiensten nur per Videoübertragung mit dabei sein dürfen. Oder die übliche heilige Messe wurde durch einen Wortgottesdienst ersetzt. Auch wenn Gottesdienste in Präsenz stattfinden, vielleicht sind wir selber krank geworden. Um uns in eine „kirchliche Stimmung“ zu bringen, nehmen wir eher das Messbuch in die Hand, lesen wir die Gebete und Lesungen mit, oder sogar im Voraus. Da fällt uns die Schönheit dieser liturgischen Gebete eher auf.

Zum Beispiel: im Tagesgebet für den Freitag in der 5. Woche der Fastenzeit heißt es:

Barmherziger Gott, du kennst unsere Schwachheit und unsere Not. Doch je hinfälliger wir sind, umso mächtiger ist deine Hilfe. Gib, dass wir das Geschenk dieser Gnadenzeit freudig und dankbar annehmen und dein Wirken in unserem Leben bezeugen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

In Krankheit erfahren wir hautnah unsere eigene Schwäche. Gleichzeitig und sogar dadurch erfahren wir auch die Stärke unseres Gottes. Wer hat das so klar gesagt wie der Hl. Paulus?

Der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. (2 Kor 12.9-10)

Gott gibt uns genau das, was wir brauchen. Gottes Willen zu tun ist es, was uns am glücklichsten macht. Nur den Weg dahin stellen wir uns oft anders vor.

Ein Soldat im 19. Jahrhundert hat folgende Gedanken bei sich getragen:

Ich bat Gott um Gesundheit, damit ich Großes tun könnte.
Mir wurde Krankheit gegeben, auf dass ich Besseres tun könnte.
Ich bat um Reichtum, damit ich glücklich würde.
Mir wurde Armut gegeben, damit ich weise würde.
Ich bat um Macht, damit ich von den Menschen gepriesen werde.
Mir wurde Schwachheit gegeben, damit ich lernte, wie sehr ich der Hilfe Gottes bedürfe.
Ich bat um alle Dinge, damit ich das Leben genießen könnte.
Mir wurde das Leben gegeben, damit ich alle Dinge genießen könnte.
Ich habe nichts, worum ich gebeten habe – aber alles, worauf ich gehofft habe.
Fast gegen meinen Willen wurden meine unausgesprochenen Gebete erhört.
Unter allen Menschen bin ich am reichsten gesegnet!

Diejenigen Bußübungen und das geistliche Programm, die von Gott stammen, werden immer mehr bringen, als was wir uns selber ausdenken. Auch wenn wir uns nicht gerade freuen können über die eigene Schwäche, lasset uns trotzdem „mit geistlicher Sehnsucht und Freude das heilige Osterfest erwarten“ (RB 49,7).


M. Hildegard Dubnick OSB