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18.11.2018

Buchpräsentation der Neuerscheinung zur Geschichte der Abtei St. Walburg

Generalvikar Isidor Vollnhals begrüßt die Festgäste

Generalvikar Isidor Vollnhals begrüßt die Festgäste

Frau Dr. Nathalie Kruppa spricht als Vertreterin der Germania Sacra, Göttingen

Die aufmerksame Hörerschaft

Sr. Maria Magdalena hält den Festvortrag

Das Publikum ist sichtlich amüsiert

Übergabe der Bücher an H. H. Bischof Gregor M. OSB und Äbtissin Mutter Franziska OSB

Das große Geschichtswerk, an dem unsere Archivarin Sr. Dr. Maria Magdalena Zunker OSB seit nunmehr 12 Jahren mit bewundernswerter Energie gearbeitet hat, fand in der Buchpräsentation am Freitag, 16. November, seinen krönenden Abschluß. Dankenswerterweise hatte sich das Bischöfliche Ordinariat Eichstätt dazu bereit erklärt, die Vorstellung des Bandes im repräsentativen Marquardussaal der Dompropstei auszurichten. Neben Vertretern aus der Kommunalpolitik - namentlich Landrat Anton Knapp und zweite Bürgermeisterin Dr. Claudia Grund - war unser Diözesanbischof Dr. Gregor M. Hanke OSB, das Eichstätter Domkapitel, Nachbarabt Dr. Beda M. Sonnenberg OSB und der Dekan der evangelischen Kirche in Heidenheim, Klaus Kuhn, geladen.
Auch Vertreter aus Forschung und Wissenschaft, aus den Archiven in Eichstätt, München und Nürnberg, waren der Einladung gefolgt. Bei dem 864 Seiten umfassenden Band der Reihe „Germania Sacra“ dürfte es sich um das größte literarische Werk handeln, das je aus der Abtei St. Walburg hervorgegangen ist.

Nach der herzlichen Begrüßung durch Generalvikar Isidor Vollnhals ging das Wort an die Vertreterin der Germania Sacra, die das Buchprojekt betreut hatte, Dr. Nathalie Kruppa aus Göttingen. Sie gab einen kurzen Überblick über die Bedeutung des traditionsreichen Unternehmens Germania Sacra, das unlängst seinen 100sten Geburtstag feiern konnte. Sie dankte Sr. Maria Magdalena für die harmonische Zusammenarbeit, die auch für sie persönlich sehr bereichernd gewesen sei. Sr. Maria Magdalena hätte als "innerklösterliche" Autorin ganz andere tiefe Einblicke und im Vergleich zu weltlichen Verfassern ungewöhnliche Sichtweisen erschlossen, nicht zuletzt durch ihre lebendigen und - trotz seriöser wissenschaftlicher Arbeit - z. T. humorvollen Schilderungen.
Die St. Walburger Archivarin ist bislang die einzige Nonne, durch die bei der Germania Sacra ein solch umfangreiches Geschichtswerk zur Veröffentlichung gelangen konnte. Die Bände anderer deutscher Klöster wurden durchwegs von externen Historikern verfasst, die natürlicherweise nicht den Blick eines Autors haben können, der selbst in der Tradition des behandelten Klosters steht. Dahingehend nimmt dieser neu erschienene Band der Germania Sacra eine Sonderstellung ein.
Im Anschluß folgte der Festvortrag von Sr. Maria Magdalena, der mit dem Thema "Die Fürstbischöfe von Eichstätt und die Benediktinerinnen von St. Walburg. Eine facettenreiche Wechselbeziehung" nicht nur für einige Lacher aus dem Publikum sorgte, sondern auch "Lust auf mehr" machte und dem einen oder anderen die Lektüre des doch beachtlichen "Wälzers" schmackhaft machen konnte.

Nach der Übergabe je eines Buchexemplares an den Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Gregor M. Hanke OSB und Äbtissin M. Franziska Kloos OSB, brachte auch letztere ihren innig empfundenen Dank für die Vollendung des großen Werkes zum Ausdruck. Sie schenkte mit ihrer kurzen Ansprache - so Dr. Ludwig Brandl - den Anwesenden indirekt einen geistlichen Impuls, betonte Mutter Franziska doch, wie wichtig Dankbarkeit für den Menschen sei und welch großes Geschenk es sei, zur Dankbarkeit fähig zu sein. Abschließend sprach auch der Leiter der Abteiung Bildung/Apostolat des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt - Dr. Ludwig Brandl - seinen Dank aus, insbesondere für den gelungenen Festvortrag, und lud die Anwesenden zur Abrundung des Abends zu Gespräch und Begegnung bei einer kleinen Erfrischung ein.

Die hochprofessionelle musikalische Umrahmung übernahmen Domorganist Prof. Martin Bernreuther am Klavier und Ann Kristina Pscherer mit der Querflöte.

Im Jahre 2002 erhielt Sr. Maria Magdalena mit der Übertragung der Verantwortung für das klösterliche Archiv zugleich auch den Auftrag, den Artikel über die Abtei St. Walburg für den Bayernband der Germania Benedictina zu verfassen. Seit dieser Zeit beschäftigt sie sich mit der Geschichte der Abtei St. Walburg. Nach Fertigstellung des Manuskripts für die Germania Benedictina bot ihr Prof. Dr. Helmut Flachenecker im Jahre 2005 an, „ihr Kloster“ auch als Germania-Sacra-Band zu bearbeiten. Da es noch keine Monographie gibt, welche die Geschichte St. Walburgs von den Anfängen bis zur Säkularisation umfassend behandelt, und da sich zudem der Hauptteil des erhaltenen Quellenmaterials im Klosterarchiv befindet, nahm sie dieses Angebot gerne wahr und bearbeitete seit 2006 diesen nun hier vorliegenden Germania-Sacra-Band. Die Benutzung der Quellen des Klosterarchivs wurde jedoch durch den Umstand erschwert, dass die Bestände des Klosterarchivs großenteils noch nicht verzeichnet, ja noch nicht einmal geordnet waren. Um wichtiges Quellenmaterial zitieren zu können, mussten vielfach behelfsmäßige Verzeichnungen vorgenommen werden.

„Die Abtei St. Walburg gehört nicht unbedingt zu den herausragenden der im Mittelalter gegründeten Benediktinerinnenabteien Süddeutschlands“, schreibt die Autorin in ihrem Vorwort. Besitzausstattung und soziale Stellung waren und blieben eher bescheiden. Im politischen Bereich spielte das Kloster nie eine bedeutende Rolle. Die Bedeutung der Abtei liege vielmehr in zwei Gegebenheiten, die sie besonders prägten: Seit der Gründung am 24. Juli 1035 durch Graf Leodegar von Graisbach-Lechsgemünd bis heute – also seit 983 Jahre – lebten immer Benediktinerinnen in St. Walburg. Weder bei der Säkularisation im Jahre 1806 noch in der fast drei Jahrzehnte währenden Zeit der Aufhebung der Abtei ließen sich die Nonnen vertreiben. Bei der Wiedererrichtung des Klosters durch König Ludwig I. von Bayern im Jahre 1835 lebten immer noch 13 Schwestern in St. Walburg, heute sind es 29. Der steten Präsenz der Benediktinerinnen ist es auch zu verdanken, dass ein Großteil der Kunstschätze und der Inneneinrichtung, des historischen Buchbestands und nicht zuletzt der Archivalien vor Ort erhalten blieb.

Eine zweite Besonderheit der Abtei ist dem Buch zufolge in den von ihr wahrgenommenen Aufgaben als Hüterin des Grabes der heiligen Walburga zu sehen. Das Kloster am Grab der Heiligen entwickelte sich bald zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte. „Durch alle Jahrhunderte blieb der Walburgakult ein prägendes Element der Klostergeschichte und nahm eine zentrale Stellung im Leben der Eichstätter Benediktinerinnen ein“, so die Verfasserin.

Schwester Maria Magdalena hat in den vergangenen Jahren in akribischer Arbeit Archivalien insbesondere des Klosterarchivs, des Eichstätter Diözesanarchivs, des Nürnberger Staatsarchivs und des Bayerischen Hauptstaatsarchivs zu München erforscht und dabei reiches Quellenmaterial zur Personen-, Kloster-, Besitz- und Wirtschaftsgeschichte und insbesondere auch der Wallfahrtsgeschichte erschlossen. So sind zum Beispiel Daten und teils auch  Biogramme aller für St. Walburg nachweisbarer Nonnen von der Gründung bis zur Säkularisation im Buch zu lesen. Sie zeigen ein lebendiges Bild der Vielfalt von Persönlichkeiten, die über Jahrhunderte das Kloster durch ihr Wirken in Gebet und Arbeit geprägt haben.

Die Autorin sieht in ihrem Werk noch eine tiefere Bedeutung. „Ich empfinde meine Arbeit als Historikerin des Klosters auch als eine Verpflichtung all den Schwestern gegenüber, die vor mir in diesem Kloster gelebt haben, besonders derjenigen, die während der harten Jahre der Säkularisation von 1806 bis zur Wiedererrichtung im Jahre 1835 ihrer Berufung zum monastischen Leben in St. Walburg treu geblieben sind“, sagt Schwester Maria Magdalena. „Es ist ein Erbe, das es auch für die Zukunft zu bewahren gilt, das identitätsstiftend für die jetzigen und die künftigen Schwestern ist.“

Die Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt. Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Eichstätt 2, De Gruyter Akademie Forschung, 2018, 864 Seiten, ISBN-10: 3110596407, Preis: 169,95 Euro.